Der Opa wünscht sich eine Gans. Ein Bio-Gansl. Auf dem Teller. Aber nicht irgendein Gansl. Nein! Es soll eine freilaufende Bio-Gans von Rudi sein. Eine, die kulinarisch nur Gras und Weizen futterte. Wann immer sie wollte.
„Der Schweinsbraten war so großartig, dass wir eine Gans von ihm auch mal probieren sollten“, gab Opa bei mir die Bestellung auf. „Ganslsuppe gehört da übrigens auch dazu“, lässt er mich noch wissen. Aha. Ich und Gans sind ungefähr wie Teufel und Weihwasser. Gänse mag ich weder lebend, noch gebraten auf einem Teller. Wieso? Weil mir mal als Kind so ein deppates Vieh nachgelaufen ist. Schnatternd, fauchend, mit aufgeblasener Brust und bedrohlich aufgestellten Flügeln. Seit diesem Tag verachte ich diese Tiere. Ich halte respektvollen Abstand zu jeglichem Federvieh.
Gut, der Opa hat also ein Ganslessen bestellt. Die Möglichkeit, dass Rudis Gansln bereits alle vorbestellt sind, ist groß. Also sagen wir Opa zu … und hoffen inständig, dass Rudi keine Gänse mehr hat. „Eine Gans? Klar, für dich doch immer! Einen schönen großen Ganter hätte ich da für dich“, Rudis Antwort am Telefon. „Hm, schlecht gelaufen“, denke ich. R. grinst und meint: „Na, dann müssen wir uns dieser Herausforderung stellen.“ R. mag keine Gänse. B. auch nicht.
Und dann kommt der Tag. Der Tag, an dem die Gans geliefert wird! Rudis Körbchen mit der Gans wandert sofort in die Küche – sogar vor dem Vieh ohne Federn fürchte ich mich noch etwas. 🙁
Am Abend ist es dann aber soweit: Ich packe den Ganter aus und spreche ihn ab diesem Zeitpunkt nur noch mit „Gustav Gans“ an. Gustav wird gewaschen, kommt in eine Wanne und wird über Nacht im Eiskasten kaltgestellt. Mit dem Gänseklein bereite ich Ganslsuppe vor … aber das ist eine andere Geschichte. Die gibt’s bei der Ganslsuppe!
Das Ergebnis war umwerfend – meinte Opa. Auch der Rest der Gäste war vollkommen überzeugt, dass ein freilaufendes und nicht gestopftes Gansl einfach anders schmeckt. Viel besser. Zartes & saftiges Fleisch. Nicht faserig. Und weil es so gut geschmeckt hat, hat Opa gleich die Gans fürs nächste Jahr bestellt. „Eine vom Rudi.“ Die Bestellung gebe ich gerne weiter. Zubereiten darf sie dann aber meine liebe Mama. 🙂 Für uns wird es im nächsten Jahr wieder ein Martini ohne Gustav Gans!
Zutaten:
- 1 Bio-Gans (circa 4 Kilogramm)
- Salz, Thymian, Majoran
- 500 Gramm Semmelwürfeln
- ca. ½ Liter Bio-Milch
- 6 Bio-Eier
- 1 Bund Petersilie
- 2 Bio-Äpfel (leicht säuerlich)
- Salz & Pfeffer
- Nadel & Küchenfaden
Zubereitungszeit: circa 4-5 Stunden
Schwierigkeitsgrad: mittel
Zubereitung:
Falls notwendig, noch vorhandene Federn oder Stifte auszupfen (funktioniert am besten mit einer Pinzette). Flügerl abschneiden und für die Suppe zur Seite legen. Gans unter fließendem Wasser waschen und trocken tupfen. Das Tier von innen und außen mit Salz, Majoran & Thymian einreiben.
Für die Fülle Semmelwürfeln mit Milch übergießen und 15 Minuten ziehen lassen. Petersilie waschen, trocken schütteln und fein hacken. Äpfel waschen, schälen, entkernen und würfelig schneiden. Eier, Petersilie, Äpfel und Gewürze unter die Semmelwürfeln mischen.
Gans mit der Masse befüllen und mit Küchenfaden zunähen. Etwas Wasser in eine Wanne gießen, die Gans mit der Bauchseite nach unten einlegen und für 2 Stunden ins bei 160°C Heißluft vorgeheizte Backrohr schieben. Zwischendurch immer wieder mit Bratensaft übergießen. Mit einer Gabel die Haut zwischen Haxerl und Brust einstechen, damit Fett abfließen kann. Nach 3 Stunden die Gans umdrehen und für eine weitere Stunde braten.
Tipp:
Rudi empfiehlt, Gänse erst knapp vor Martini zu kaufen, da das Fleisch zu diesem Zeitpunkt optimalen Geschmack entwickelt hat. Ebenso lassen sich zu dieser Zeit die Federn & -kiele am leichtesten entfernen.
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