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Welches ist wohl die bessere Jahreszeit, um Venedig zu besichtigen?
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Februar 2016.
Semesterferien. Kurzer Erholungsurlaub in Slowenien. Strahlender Sonnenschein. Mildes Wetter. Erholung macht sich breit. All diese Faktoren lassen mich laut über den Karneval in Venedig nachdenken. Seit Jahren auf meiner To-Visit-Liste. „Voll geil. Das machen wir“, B.s Begeisterung. „Millionen von Menschen in einer dreckigen Stadt mit modrig riechenden Kanälen“, R.s Gegenargument. Hm, da ist wohl an beidem etwas Wahres dran. „Vielleicht sollten wir mal rausfinden, ob es wirklich so schlimm ist?“, hake ich nach. B. surft im Internet und bekommt die Bilder der Masken nicht mehr aus dem Kopf. Der aufgesetzte Dackelblick führt sie letztlich zum Erfolg. Tags drauf fahren wir nach Venedig. Am Donnerstag vor dem Höhepunkt der Karnevalsfeierlichkeiten. Die Straße vom Festland auf die Insel bietet einen spektakulären Blick auf die umliegende Landschaft und Teile Venedigs.
Ein halb leeres Parkhaus lässt uns auf weniger Besucher hoffen. Vom Parkhaus gibt es die Möglichkeit, mit einer Schwebebahn (PeopleMover) zum Bahnhof zu kommen oder gleich zu Fuß ins Zentrum zu laufen. Wir laufen, da herrlich warm. Über Stiegen, Brücken, Kanäle, durch enge Gassen. Je näher wir dem Zentrum kommen, umso öfter können wir prachtvolle Masken beobachten. Ein Kostüm schöner & prachtvoller als das andere. Auf der Piazza San Marco angekommen, löst eine Maske die andere ab. Stilvolle, historische, noble, aber auch lustige und gruselige Masken können wir beobachten.
Piazza San Marco
Auf der eigens dafür aufgestellten Bühne werden Masken vorgestellt und durch eine Jury und das Publikum prämiert. Das führt unvermeidbar zu hohem Lärmpegel. Wir meiden die Bereiche rund um die Bühne. Die Masken rund um den Dogenpalast wirken ohnehin viel authentischer, gelassener & einladender, diese auch zu fotografieren.
Palazzo Ducale & entlang des Canal Grande
Masken, die gerne bereit sind, für ein paar Momente anzuhalten, um ein Foto von sich machen zu lassen. Würdevoll schweben sie weiter, um dann bald mal wieder für Fotos anzuhalten und wieder weiterzuschweben.
Umgebung Vaporetto Anlegestellen (Riva degli Schiavoni)
Hier erlebt man die untypischen Masken: sprechend & singend, nervös auf- und ablaufend. Jene Masken, die die Touristen auffordern, Fotos zu machen … um anschließend Geld dafür zu verlangen. Vermutlich keine Venezianer. 🙂
Nach vielen unvergesslichen Eindrücken, geschätzten 10.000 Fotos und ein paar Stunden des Laufens wurde seitens Kind Hunger vermeldet. „Nur ein kleiner Snack. Ein ganz kleiner Snack.“ Der Empfehlung eines lieben Freundes folgend („Poste, das ja nicht auf deiner Homepage! Man bekommt ja jetzt schon keinen Platz mehr!“), hab ich die Adresse der Ostaria dai Zemei am Handy eingetippt. Sorry, lieber H.! 🙂
Was es in dieser Ostaria nicht gibt:
Schickimicki. Kostbares Porzellan. Wertvolle Weingläser.
Was es in dieser Ostaria gibt:
Paninetti, Pannini, Crostini, Formaggi & Vino.
Alles ausgewählt. Frisch zubereitet. Sind die Crostini aus, werden wieder welche zubereitet. Da kann es schon mal passieren, dass das soeben verputzte Crostini in der vorherigen Version nicht mehr verfügbar ist. Dafür gibt es dann aber eines mit Artischocken und Capperi drauf. Bei den Weinen handelt es sich ebenfalls um ausgewählte Weinspezialitäten. In kleinen, einfachen Gläsern serviert.
Was es fast nie gibt:
Platz. Ich spreche von einem Stehplatz. Zur wärmeren Jahreszeit gibt es ein paar heiß begehrte Tische vor dem Lokal. Da ist Geduld gefragt. Touristen sind hier auch selten zu finden.
Wer dieses Lokal frequentiert:
Die Venezianer, Geschäftsleute der umliegenden Shops & Lokale. Ein beliebter Treffpunkt vieler Venezianer, um kurz Hallo zu sagen. Infos auszutauschen. Ein Brötchen zu essen. Ein feines Glas Wein zu trinken.
Meine Empfehlung:
Alle Brötchen durchkosten (meine Favoriten: Crostini). Eines besser als das andere. Spektakulär! Kaum Touristen! Geduld ist angesagt, weil wenig Platz. Geduld wird mit einer fulminanten Theke köstlichster Crostini, Paninetti, Pannini & Käse belohnt!
Zum Parkhaus zurück geht es via Vaporetto. Gut so. Denn somit können wir wieder tolle Masken bestaunen, die per Vaporetto von einem Veranstaltungsort zum nächsten wechseln. Die Fahrt mit dem Vaporetto ist ohnehin zu empfehlen: preiswertes Sightseeing. Die Fahrt des Vaporettos der Linie 2 ist der Fahrt der Sightseeing Boote ähnlich!
Ende Oktober 2016.
Feiertage, kombiniert mit schulautonomen Tagen. Im Zuge einer kurzfristig gebuchten Adria-Kreuzfahrt (Reisebericht folgt) dürfen wir Venedig ein weiteres Mal besuchen. Mit einem Wassertaxi geht es in Richtung Markusplatz. Diesmal am Plan: die Geschichte Venedigs, Dogenpalast, Museen. Bereits beim Verlassen des Wassertaxis stellen wir fest, dass an diesem Tag wesentlich mehr Touristen unterwegs sind. Mehr als zur Karnevalszeit. Mit wesentlich mehr meine ich: erheblich mehr! Ein unbeschreibliches Gewusel herrscht. B. fest an der Hand. R. nicht aus den Augen lassend, werden wir von allen Seiten angerempelt. Zu dieser Zeit besonders unangenehm, da ich nach meiner Knie-OP noch mit meiner schicken Orthese unterwegs war. Egal. „Nehmen wir gleich mal den Dogenpalast in Angriff“, mein optimistischer Vorschlag. B. gequält lächelnd, handelt es sich beim Besuch des Dogenpalastes um „Lernen in den Ferien“. R. sehr begeistert, ob der Menschenmassen, die sich entlang des Canal Grande schieben. Und dann der WOW-Moment: zwischen den Menschenmengen eine lange Schlange. Nein zwei, drei, … Schlangen. Menschenschlangen, die vom Eingang des Dogenpalastes bzw. aller umliegenden Sehenswürdigkeiten bis fast zu den Vaporetto Anlegestellen reichen. Die Piazza San Marco überfüllt. Laute, kreischende Menschen. Überall Schirme („Follow me“ durchs Megaphone gebrüllt) und Selfiesticks. Wahnsinn!
Wir schlagen uns sofort in eine etwas ruhigere Seitengasse durch. „WAS bitte war DAS denn?“, stammelt eine etwas sprachlose B. Tja, das weiß ich wohl auch nicht. Auf zur Puente Rialto. Vorbei an Souvenirklumpert. Geschoben von tausenden Menschen. B. immer fester an der Hand und R. folgend. Über die Rialto Brücke werden wir geschoben. Immer darauf achtend, nicht von einem Selfiestick erschlagen zu werden. Beim Versuch ein Foto mit dem Handy zu machen, wird mir dieses beinahe aus der Hand geschlagen. 🙁 „Gondeln!!! Mami, du hast mir im Februar eine Fahrt mit der Gondel versprochen. Und da es heute mit der kulturellen Bildung leider nix wird, könnten wir doch …“, grinst sie schelmisch. Ja, die Gondelfahrt wurde versprochen. An meine erste und (wie ich dachte) letzte Gondelfahrt denkend, verdrehe ich meine Augen. R. manövriert uns in eine ruhigere, aber extrem übel riechende Seitengasse. „Retour aufs Schiff?“, fragt R. „Hunger & Ostaria“, wirft B. ein. Die Ostaria befindet sich nur ein paar Minuten entfernt, deshalb Ostaria. Zum Erholen. Die Ostaria ist wie immer voll bis zum letzten Stehplatz. Die Tische vor der Ostaria besetzt. Die Erfahrung hat uns gelehrt: B. wird auf einen Tisch warten, während wir uns um Brötchen anstellen. Geduldig. Während wir geduldig warten und nach 20 Minuten endlich unsere Crostini bestellen können, winkt B. bereits von einem Tischerl vor dem Lokal. Grinsend verteidigt sie den ergatterten Tisch. Während wir genussvoll in unsere Crostini beißen, amüsieren wir uns über die Wartenden. Es scheint sich herumgesprochen zu haben: eine coole Location mit wundervollen Brötchen und köstlichem Wein.
Unsere Empfehlung weiterhin: alles durchkosten!
Entlang der Riva del Vin schlendern wir gemütlich zum Wassertaxi zurück. „Eine Gondel! So, wie ich sie mir immer gewünscht habe. Schwarz, gold und blau!“, B.s euphorischer Aufruf. Meine Erfahrung bzw. Einwände versteht sie nicht. Sie sieht ausschließlich die auf Hochglanz polierte Gondel.
Eventuell auch den hübschen Gondoliere, der einladend auf seinen fahrbaren Untersatz zeigt. 🙂 „Only 80 Euro for you“, werden wir informiert. Der Kanal ist sehr bewegt. Ich überlege. R. überlegt. B. setzt ihren Dackelblick auf. Der Gondoliere grinst bereits. R. & ich werfen uns einen Blick zu. „Gut, wir haben es ja versprochen“, bestätige ich und krame meine Geldbörse hervor. In der Gondel sitzend wirkt das Wasser noch eine Spur bewegter. Ab geht’s vom Canal Grande in einen Seitenarm. Das Wasser weniger bewegt, eng, stinkig, kalt. Die Gondel hält, um die kleineren & schnelleren Motorboote durchzulassen. Im nächsten Kanal wiederholen wir diesen Vorgang. Unsere Gondel wird fest gegen die feuchte Mauer eines alten venezianischen Palazzos gedrückt. Während der gesamten Fahrt weht uns modernder Geruch um die Nase. In den 30 Minuten schweigt unser Gondoliere eisern. Wir sehen eigentlich wenig. Der penetrante Geruch verlässt uns erst wieder beim Aussteigen. „Toll war die Fahrt. Aber das müssen wir nicht mehr wiederholen“, B.s Resümee. Gut, dass sie das nun auch so sieht.
Am Weg zum Vaporetto stellen wir fest, dass die Schlange vor dem Dogenpalast keinen Meter kürzer geworden ist. Kurzerhand verschieben wir unsere Pläne. Zu B.s Freude. „Yes! Venedig, wir müssen wieder kommen. Ich freu mich schon drauf“, B. ist wieder begeistert, wie im Februar.
ABER … kommen wir wieder?! Angesichts dessen, dass sich – glaubt man dem Internet – täglich tausende Menschen durch Venedigs Gassen & Kanäle drängen. Zu Spitzenzeiten sollen sich gar bis zu 130.000 (!) Touristen täglich durch die Lagunenstadt tummeln. Im Vaporetto denke ich etwas traurig an diese wunderschöne Stadt. An jene Tage, die ich als Kind mit meinen Eltern in dieser Stadt verbringen durfte. Damals. Mäßiger Tourismus. Denke an die unkomplizierten Besichtigungen des Palazzo Ducale und verschiedener Museen.
Unsere nächste Venedigreise wird noch etwas warten müssen. Zu welcher Jahreszeit? Das ist noch nicht sicher. Eines ist jedoch sicher => es wird ein Wiedersehen geben. Eindeutig! B. soll nicht nur an Gondeln und Masken denken, wenn sie Venedig liest oder hört.
Venedig ist mehr! Viel mehr!
Tipp:
Ein tolles Posting zum Thema „Ein Tag in Venedig“ mit ganz vielen wunderschönen Fotos inklusive Ausflug auf die Inseln Murano und Burano gibt es bei der lieben Anita von www.gailtalontour.com.
Meine TIPPS & EMPFEHLUNGEN für euch!
Karneval 2017
24. Februar – 28. Februar 2017
Parken
Parkhaus Tronchetto Parking
Öffentliche Verkehrsmittel
… können am besten mit einem Touristenticket genutzt werden.
Snack
Ostaria dai Zemei
San Polo 1045/b
30125 Venezia
Gondelfahrten
… sind überall rund um den Markusplatz und den Canal Grande möglich. 25 Minuten für 80 Euro, 35-40 Minuten für 100 Euro (Stand: Oktober 2016). Preise bei allen Gondolieres gleich und nicht verhandelbar.
Sightseeing mit dem Hop-on-Hop-Off Boot
ganzjährig, Preis ca. 20,- Euro pro Erwachsenem, Kinder zahlen die Hälfte (Stand: Oktober 2016)
Ein wunderschöner & zugleich trauriger Artikel von Petra Reski vom 22.07.2016 (Quelle: FAZ), den ich euch nicht vorenthalten möchte: Venedig stirbt am Tourismus.
Schön & traurig zugleich. Auf den Punkt gebracht!
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Turbohausfrau meint
Hach! Venedig! Wir fahren auch jedes Jahr wieder gern hin. Auch wenn uns das Problem des Tourismus leider sehr bewusst ist.
Deine Ostaria klingt toll. Die Homepage ist ja lustig … ?
verenakocht.at meint
Mir geht’s auch immer so, sobald wir die schmale Straße zur Insel überqueren: Haaaacchhhhhhh.
Die Ostaria ist großartig. Sind auch auf FB! Aber wie gesagt: viel Geduld mitnehmen. Wird aber belohnt. 🙂