Ich erinnere mich noch, als mich mein Neffe J. immer wieder zur Weißglut gebracht hat. Wieso?! Wenn man ihn fragte, was er zu Mittag gegessen hätte, war die Antwort immer die gleiche: „Nudeln mit roter Sauce.“ Oder auch: „Fleisch mit roter Sauce.“ Grrrrr…. Und auf die Frage, was man für ihn kochen solle: „Nudeln mit roter Sauce.“ Die sogenannte „rote Sauce“ war dann ein Äquivalent für Pasta Asciutta, Gulasch oder auch Reisfleisch. Grrrrr…. da schüttelt es mich noch heute! Im Alter von 10 Jahren hat er dann endlich gelernt, das Gegessene mit den (halbwegs) richtigen Namen zu bezeichnen. Ich war erleichtert!
Zu jener Zeit (als J. 10 Jahre alt wurde) feierte meine Prinzessin ihren 6. Geburtstag und freute sich auf die 1. Klasse Volksschule. Tolle Schule. Alles sehr gut organisiert. Super geregelter Tagesablauf. Großartige Lehrerin. Tolle Nachmittagsbetreuung. Ein leckeres Mittagessen inklusive – im Clubpreis. 🙂 Natürlich musste ich diese Frage stellen: „Was hattet ihr heute zum Mittagessen, Mausilein?“ Und bitte jetzt NICHT lachen: „Fleisch mit roter Sauce.“ *grummel*grummel* War das meine B., die diesen Satz ausgesprochen hatte?! Oder hatte ich mich verhört? Woher hatte sie die Wortkombination „rote Sauce„? Bis vor kurzer Zeit wusste sie noch, wie die Speisen auf ihrem Teller zu bezeichnen waren. Rote Sauce! „Das heißt Pasta Asciutta!“, korrigierte ich sie. „Nein, rote Sauce. Alle sagen das.“ – „Ok, wir sagen Pasta Asciutta dazu.“ – „Nein, das war aber keine Pasta Asciutta. Das war rote Sauce mit Fleisch.“ Rote Sauce mit Fleisch? Eben, Pasta Asciutta! Highly sophisticated, wie wir eben sind, hole ich meinen Lapi hervor, um B. mit Bildern zu überzeugen. Google, Pasta Asciutta eingeben und Bilder anklicken. „Eben, das war keine Pasta Asciutta. Wir hatten rote Sauce mit Fleisch!“ Geistig sehe ich ein Kartenhaus zusammenstürzen. Meine Erziehung, meine Bemühungen, … alles dahin! „Rote Sauce mit Fleisch“, wiederholt B. Ich denke an J., der diesen Ausdruck so viele Jahre geprägt hatte.
Ding-Dong! DING-DONG! Ich lösche das Wort im Suchfeld und gebe Gulasch ein. „Ja, das ist es. Ich hab dir doch gesagt, dass wir Fleisch mit roter Sauce hatten, Mami!“ Ich lasse meinen Kopf auf den Tisch sinken und bin ihm dankbar. Danke, lieber J.! Du hast das Rätsel gelöst. Durch deinen gesamtheitlichen Begriff „rote Sauce“ konnte ich verstehen, was mir meine Prinzessin mitteilen wollte! Es war Gulasch! Ganz einfach => Fleisch mit roter Sauce! „Ja, mein Schatz. Ihr hattet Fleisch mit roter Sauce. Ich habe mich geirrt. Aber vielleicht können wir doch Gulasch dazu sagen?!“ – „Vielleicht. Kannst du auch mal Fleisch mit roter Sauce machen! Das war sooo lecker, Mami!“, kam die Antwort. Ja, Fleisch mit roter Sauce gab es seither schon viele Male. Mittlerweile ist meine Prinzessin eine süße Tussi im Alter von fast 13 Jahren. Und ich bin sooo stolz auf sie: sie kann Gulasch und Pasta Asciutta perfekt unterscheiden. 🙂
So, nun ist es an euch, dieses köstliche Gulasch nachzukochen. Das Rezept habe ich meiner Schwägerin M. aus der Nase gezogen und sie mit Karotten & Kuchen bestochen (Insider-Witz!). Denn freiwillig hätte sie es nicht rausgerückt! Spätestens nach der ersten Gabel wisst ihr warum!
Zutaten für 4-6 Portionen:
- 600 Gramm Bio-Zwiebeln
- Öl
- 5 EL Paprikapulver, edelsüß
- ein Spritzer Essig
- 1/2 Liter Wasser
- 600 Gramm Wadschinken vom Bio-Rind
- 2 Zehen Bio-Knoblauch, fein gehackt
- 2 TL Tomatenmark
- 1 TL Kümmel, gemahlen
- 1 EL Majoran
- Salz
Zubereitungszeit: circa 30 Minuten Vorbereitungszeit & mindestens 2 Stunden Zeit zum Köcheln
Schwierigkeitsgrad: mittel
Zubereitung:
Fleisch in Würfel schneiden (etwa 2×2 cm). Zwiebeln schälen, fein schneiden und in heißem Öl glasig anschwitzen. Mit Paprikapulver stauben, kurz mitrösten und mit einem Spritzer Essig und etwas Wasser ablöschen. Die restlichen Zutaten (Knoblauch, Tomatenmark, Kümmel, Majoran und Salz) in den Topf geben und mit den Zwiebeln für circa 20 Minuten dünsten. Alles pürieren, Fleisch hinzufügen und mit mit einem halben Liter Wasser aufgießen. Das Gulasch auf niedriger Stufe für mindestens 2 Stunden köcheln lassen.
Gulasch in tiefen Tellern anrichten und mit einem frischen Semmerl oder getoastetem Schwarzbrot servieren.
Guten Appetit!
Tipp:
Je länger das Gulasch köchelt, desto besser!
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